Besitzstände in der bAV antasten? Arbeitnehmer sagen jein, Arbeitgeber weichen aus

Aon-Studie: Erworbene Ansprüche älterer Arbeitnehmer sollen bestehen bleiben – werden teils aber auch als Hürden für gerechtere Betriebsrenten betrachtet



Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber halten Besitzstandsdenken für eine Hürde, um eine gerechtere Altersversorgung zu erreichen – theoretisch. In der Praxis aber sind die meisten dafür, in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) die erworbenen Rentenansprüche der älteren Generation nicht anzutasten. Das zeigt die aktuelle Aon-Studie „Generationengerechtigkeit und Altersversorgung“.

72 % der Arbeitnehmer denken, dass weniger Besitzstandsdenken in der bAV allen Arbeitnehmern nutzen würde. Ein genauso großer Anteil (73 %) aber findet, dass ältere Arbeitnehmer ihre Ansprüche auch verdient haben. Dieses Dilemma offenbart eine repräsentative Online-Befragung des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon aus dem Frühjahr 2021. Rund 1.000 Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern nahmen daran teil. Parallel befragte Aon 119 Führungsverantwortliche zum gleichen Thema.

Danach sind es mit 72 % sogar mehr Arbeitnehmer als Arbeitgeber (58%), die Besitzstandsdenken, also das Recht auf bereits erworbene Ansprüche, als hinderlich für notwendige Änderungen in der betrieblichen Altersversorgung erachten. Und es sind auch mehr Arbeitnehmer (57 %) als Arbeitgeber (47%), die einen solidarischen Beitrag älterer Mitarbeiter für notwendig halten, um eine gerechtere Altersversorgung in der Praxis umzusetzen. Im gleichen Zug aber will die große Mehrheit der Arbeitnehmer (82 %) und der Arbeitgeber (87 %) am Bestandsschutz für Versorgungsansprüche seitens der älteren Arbeitnehmer festhalten.

„Eine für alle gerechte Lösung ist nicht einfach,“ kommentiert Simon Mayer, Principal bei Aon. „Die Wunschvorstellung scheint zu sein ,Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass‘. Das darf aber nicht dazu führen, aus Angst vor Konflikten gar nichts zu tun. Unsere Studie zeigt deutlich, dass der Generationenkonflikt im deutschen Rentensystem beginnt, das Klima in den Unternehmen zu belasten. Insbesondere unter jüngeren Arbeitnehmern macht sich Unmut über die künftige Altersversorgung breit. Die betriebliche Altersversorgung bietet viel kreativen Handlungsspielraum, um hier zu neuen, wirksamen Lösungen zu kommen, die gerechter für alle sind. Er muss nur konsequent genutzt werden.“

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Ein solidarischer Beitrag der Älteren und gleichzeitiger Bestandsschutz: Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber wollen das, wenn es um Generationengerechtigkeit in der betrieblichen Altersversorgung geht. Nur mit viel Kreativität kann es deshalb gelingen, zu adäquaten Lösungen zu kommen. Das gehört zu den Erkenntnissen einer aktuellen Aon-Studie, für die rund 1.000 Arbeitnehmer und 119 Führungsverantwortliche in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt wurden.